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Empfehlung der DGKH
Gesundheitliche Bedeutung, Prävention und Kontrolle Wasser-assoziierter Pseudomonas aeruginosa-Infektionen
01.09.2016
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
lange Zeit galt international die Grundprämisse in der Krankenhaushygiene, dass die wichtigste Infektionsquelle für das Gros von nosokomialen Infektionen der Mensch bzw. der Patient als Reservoir ist und es ausreichend sei, die Übertragung durch die „Händehygiene“ zu unterbrechen. Krankenhaushygienische Maßnahmen konzentrierten sich daher auf die Händehygiene. So wichtig und richtig die Bedeutung der Händehygiene ist, so resultierte hieraus in der Krankenhaushygiene eine Unterschätzung und fehlende wissenschaftliche Auseinandersetzung bzw. Beschäftigung mit anderen Reservoiren und Übertragungswegen. Folglich kam es auch zu einer nur unzureichenden Etablierung nachhaltiger Präventionsstrategien zur Kontrolle anderer Reservoire und Übertragungswege.
Trotz breiter Einführung und Implementierung von Händehygiene-Strategien zeigte sich, dass für Gramnegative Erreger wie Enterobacteriaceen, Pseudomonaden, Acinetobacter spp. und andere nicht-fermentierende Bakterien ein deutlicher Rückgang der Inzidenz für nosokomialen Infektionen nicht erkennbar ist. Die Inzidenz von 3-4fach resistenten Enterobacteriaceen steigt. Die Inzidenz nosokomialer Pseudomonaden-Infektionen ist seit Jahrzehnten auf einem stabil hohen Niveau geblieben. Auch bei nosokomialen Ausbrüchen mit diesen Erregern konnten mit den klassischen Strategien wie der Fokussierung auf Händehygiene, Isolierung und Surveillance bei diesen Erregern häufig keine nachhaltigen Erfolge bei der Kontrolle entsprechender Ausbrüche erzielt werden.
Aus diesem Grunde ist es jetzt an der Zeit, sich konsequent mit weiteren Infektionsreservoiren und Übertragungswegen zu befassen. Als wichtige, bislang jedoch unterschätzte Infektionsbereiche zählen Feuchtreservoire, insbesondere die Wasserver- und die Abwasserentsorgung. So werden Legionellen z. B. ausschließlich über wasserführende Systeme übertragen. Die Übertragung von Mensch zu Mensch hat bei diesem Erreger mit wenigen spezifischen Ausnahmefällen faktisch überhaupt keine Bedeutung.
Pseudomonas aeruginosa ist sicher heute in Deutschland neben Legionellen der prominenteste Wasser-assoziierte nosokomiale Infektionserreger. Insofern kann man Pseudomonas aeruginosa neben Legionellen auch als einen Indikator für Wasser-assoziierte Erreger, insbesondere in medizinischen Bereichen, ansehen.
Zu Wasser-assoziierten Erregern sind mittlerweile eine Fülle exzellenter wissenschaftlicher Erkenntnisse publiziert worden, sowohl zu Wasser-assoziierten Ausbrüchen und deren Kontrolle, aber auch zur komplexen Ökologie und der z. T. sehr aufwändigen technischen Kontrolle dieser Erreger. Weiterhin sind auf der Grundlage dieser Erkenntnisse mittlerweile eine Reihe detaillierter technischer Regeln seitens DVGW, DIN und VDI herausgegeben worden, die häufig in krankenhaushygienischen Fachkreisen nur unzureichend bekannt sind, aber an denen medizinische Einrichtungen, insbesondere im Falle von Ausbrüchen und der Frage der Berücksichtigung des aktuellen Standes der Wissenschaft, gemessen werden. Zudem ist davon auszugehen, dass mit der Umsetzung dieser technischen Regeln ein erhebliches Präventionspotential zum Nutzen unserer Patienten zur Vermeidung schwerer und lebensbedrohlicher Infektionen gewonnen werden kann.
Daher war es das Ziel des Autorenteams, diese Erkenntnisse zusammenzufassen und hierauf basierend Empfehlungen abzuleiten. Die komplexe Ökologie Wasser-assoziierter Erreger wird insbesondere am Beispiel Pseudomonas aeruginosa erläutert, um die entsprechenden notwendigen Strategien zur Prävention nosokomialer Infektionen begründet umsetzen zu können.
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Martin Exner
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene
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