01.02.2012
Immer wieder wird behauptet, dass 20 bis 30% der Krankenhausinfektionen vermeidbar seien. Tatsächlich stützen sich diese Angaben überwiegend auf alte Untersuchungen: So konnten bei der Senic-Studie in den USA, bei der vermehrt Hygienefachpersonal eingesetzt wurde, etwa 30% der Infektionen verhütet werden und bei der NIDEP-2-Studie in den 90er Jahren in Deutschland etwa ein Viertel der Infektionen.
Tatsächlich können heute wesentlich mehr Krankenhausinfektionen verhindert werden, wenn entsprechende Bemühungen erfolgen:
Europaweit haben in den letzten 5 Jahren MRSA-Fälle um 13% abgenommen, was auf entsprechende Aktivitäten in einzelnen Mitgliedstaaten (z.B. Frankreich und England, nicht jedoch Deutschland) zurückgeführt wird. So konnten in England MRSA-Bakteriämien um 75% zwischen 2003 und 2010 reduziert werden und Clostridium difficile-bedingte Durchfälle um 54% zwischen 2007 und 2010.
In einer gemeinsamen Initiative aller amerikanischen Gesellschaften im Bereich Hygiene und Infektiologie (APIC, SHEA, CDC und weitere) wird das Ziel formuliert, alle Infektionen im Gesundheitswesen (Healthcare associated infections = HAI) zu verhindern, auch im Sinne der nach uns kommenden Generationen:
„We must work together to eliminate HAIs for the generations to come.”
Was im Strassenverkehr mit viel Forschung und Geld möglich war – Reduktion der Verkehrstoten von 20.000 in den 70er Jahren auf 4.000 heute – muss auch im Gesundheitswesen unser Ziel sein. Dies ist nicht von heute auf morgen zu erreichen und bedarf vielfältiger Anstrengungen, nicht nur im Bereich der Hygiene. Aber damit anfangen müssen wir jetzt .
W. Popp, K.-D. Zastrow