09.09.2011
In deutschen Krankenhäusern nimmt, insbesondere durch den Anstieg multiresistenter Erreger, die Notwendigkeit der Isolierung von Patienten immer mehr zu.
Dem wird bei Krankenhaus-Renovierung und -Neubau nicht ausreichend Rechnung getragen. Weiterhin werden viel zu wenige Einzelzimmer gebaut, obwohl deren Vorteile wissenschaftlich bewiesen sind:
(Detsky und Etchells 2008, AIA 2006, Ulrich et al. 2004, Chica 2009, NHS 2005, Joint Commission 2008, van de Glind et al. 2007). In Einzelfällen wird über Nachteile, insbesondere das Gefühl der Isolierung und Stigmatisierung, berichtet.
Diverse Literaturauswertungen zeigen Kostenvorteile der Einrichtung von Einbettzimmern auf mittlere Sicht (AIA 2006a, Chica 2009, NHS 2005).
In Deutschland werden dagegen in Neubauten wieder 3-Bett-Zimmer geschaffen, damit die Einzel- und Zweibettzimmer über die Privatkrankenkassen abgerechnet werden können, die eine Besserstellung ihrer Mitglieder verlangen. Dies ist eine unerträgliche Entwicklung, die allein über Abrechnungsfragen gesteuert wird, bauliche Verhältnisse für Jahrzehnte zementiert und unethisch ist.
Dazu kommt, dass unter dem Kostendiktat in Neubauten die Zimmer häufig wesentlich kleiner gebaut werden, sodass z.B. das vordere Bett verschoben werden muss, damit das hintere aus dem Zimmer geschoben werden kann. Für diverse Krankheitsbilder konnte gezeigt werden, dass eng stehende Betten das Infektionsrisiko erhöhen (z.B. N.N. 2001, Yu et al. 2007).
Die derzeitigen und wahrscheinlich zukünftigen Entwicklungen der Patientenstruktur in den Krankenhäusern sprechen dafür, dass künftig
Auch diesen Anforderungen kann am ehesten durch Einzelzimmer entsprochen werden.
In anderen Ländern ist ein hoher Anteil von Einzelzimmern bei Neubauten inzwischen gefordert:
So sollen im Vereinigten Königreich bei Krankenhaus-Neubauten mindestens 50 % der Betten in Einzelzimmern sein (Health… 2008).
In den USA fordern das American Institute of Architects (AIA) und das Facility Guidelines Institute (FGI), auf die sich die meisten Bundesstaaten beziehen, dass bei Neubauten alle Zimmer Einbettzimmer sein sollen (AIA 2006, FGI 2010). Auch die amerikanische Joint Commission favorisiert Einzelzimmer (Joint Commission 2008).
Die kanadische Gesellschaft CHICA (Community and Hospital Infection Control Association) fordert ebenfalls bei Neubauten nur noch Einzelzimmer (Chica 2009).
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) fordert, mindestens bei Neubauten die Einzelzimmerquote deutlich zu erhöhen. Dabei soll man sich an den hygienischen Anforderungen für die zu versorgenden Patienten orientieren.
Gleichzeitig fordert die DGKH die Krankenhäuser und die Krankenkassen, vor allem die Privatkassen, auf, Regelungen zu treffen, dass das Liegen in Einbettzimmern grundsätzlich möglich und nicht mehr exklusiver Bestandteil von Wahlleistungen ist.
Vorstand der DGKH am 8./9. September 2011